Ein „mobiles“ Pilotprojekt zur CO2-Reduzierung

In Schallstadt hat naturenergie netze ein Reallabor für E-Mobilität in Gewerbe und Handwerk gestartet. Unser gesamter Fuhrpark dort wird „unter Beobachtung“ elektrifiziert: Wie kann dies funktionieren? Welche Abhängigkeiten entstehen? Wo müssen Prozesse optimiert werden und was für eine alltagstaugliche E-Mobilität-Infrastruktur braucht es dafür?

Ziel des Pilotprojekts ist es, aufgrund der dortigen Erfahrungen zu entscheiden, wie sich ein unternehmensweiter Roll-out bei einem Verteilnetzbetreiber mit einem großen Flächennetz umsetzen lässt. Dafür wird ergänzend intensiv der Fahrzeugmarkt beobachtet, denn der E-Fahrzeugmarkt verändert sich derzeit stark. In einem weiteren Schritt sollen die Erkenntnisse interessierten Kommunen und Unternehmen zur Verfügung gestellt werden – um diese bei der Umsetzung gleichartiger Pläne zu unterstützen.

Damit setzt naturenergie netze konsequent die Reduzierung des CO2-Fussabdrucks fort und leistet so einen weiteren Beitrag zur Klimaneutralität: Im eigenen Unternehmen wurde dieser Status bereits 2020 erreicht, deutschlandweit soll es spätestens 2045 soweit sein.

In dem Zusammenhang eine Zwischenbilanz, die auch den Ausgangspunkt für die Testphase in Schallstadt darstellt: Ende 2020 hatte naturenergie netze bereits 22 Elektro-Fahrzeuge im Gesamtflottenbestand. Neben den Dienstwägen der beiden Geschäftsführer (Tesla) ist bereits ein erster Kommunalbetreuer mit einem Kia Niro unterwegs, ein E-Roller von Peugeot wird von den Kollegen im Bereich Wasser/Abwasser genutzt. Wendig und emissionsfrei ist zudem in der Lörracher Innenstadt ein dreirädriges E-Lastenrad bei Kundendiensteinsätzen unterwegs.

Vor allem aber sind hier 18 Renault Zoe Typ R135 Z.E. zu nennen, die bereits an den verschiedensten Standorten und Stützpunkten, auch in Schallstadt, im Einsatz sind – und entsprechend den dortigen Dienstanforderungen ausgestattet wurden. Im Zuge dieser Anschaffungen wurde ein „gewichtiger“ Punkt festgestellt, dem sich nun auch das Reallabor widmen wird: Elektrofahrzeuge sind von Haus aus schwerer als die vergleichbaren Verbrenner – das wirkt sich auf etwaige Innenausbauten aus.


Kann eine vollelektrifizierte Flotte trotzdem den Bedürfnissen von Gewerbe- und Handwerksbetrieben gerecht werden, da diese in der Regel aus speziell an deren Bedürfnisse angepasste Montagefahrzeuge bestehen? Sind diese in der Lage auch noch (Kabel-)Anhänger zu ziehen? Was ist beim Heckeinbau von E-Transportern zu beachten? Wie kann dieser leichter werden, um die Zuladungsvorgaben einzuhalten? Und perspektivisch zudem einfacher ein- und wieder ausgebaut werden, um etwa von Leasing- zu Leasingfahrzeug nachhaltig weiter genutzt werden zu können? Schließlich setzen viele Unternehmen auf diese Finanzierungsart, um so einen stets auf dem neuesten Stand befindlichen Fuhrpark zu haben.

Doch auch externe Faktoren wie zum Beispiel verschobene Ausliefertermine aufgrund unterbrochener Produktionsketten (so geschehen bei dem für Schallstadt bestellten E-Hubsteiger) rücken in den Fokus des Reallabors: Was alles kann die Zeitpläne und Umsetzung beeinflussen? Welche Punkte sind essenziell für den laufenden Betrieb, welche nur sekundär?

Wobei nicht nur die elektrifizierten Fahrzeuge das Thema sind, sondern auch die dafür notwendige Lade-Infrastruktur. So wurden am Standort Schallstadt für die betriebsinterne E-Betankung erst einmal neun Wandladeboxen, sogenannte Wallboxen, mit einem bis vier 22-kW-Ladepunkten plus zwei  Ladesäulen mit je zwei Ladepunkten eingeplant (eine davon mit 75-kW-Ladepunkten). Wird das reichen? Und/oder wie wichtig sind Lademöglichkeiten beim Mitarbeiter zu Hause, um beim Einsatz in der Bereitschaft nicht erst zum Standort zurückkehren zu müssen? Welche Lademöglichkeiten bestehen untertags, um die erforderliche Tagesleistung abzusichern, wahlweise durch öffentliche Ladesäulen (etwa an Rathäusern) oder den Ortsnetzstationen im Versorgungsgebiet?


Und noch ein Thema haben die Kollegen im Reallabor Schallstadt bereits auf dem Schirm: Parallel zum Thema Flotten-Elektrifizierung soll hier auch eine Konzeptstudie für Netzersatzanlagen erstellt werden. Derzeit werden diese mit Dieselaggregatoren betrieben, doch auch hier werden klima- und umweltfreundlichen Alternativen angestrebt. In den Fokus rückt dabei die Brennstoffzellen-Technologie, da sie mit umweltfreundlichen Betriebsstoffen, höherer Energieeffizienz und einer langen Lebensdauer punktet.